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Montag, 7. Februar 2011, 00:46

Wu Wei - Das absichtslose Handeln

Die ursprüngliche Quelle dafür sind verschiedene Formulierungen im Dao De Jing.

Was hat es damit auf sich?
ist es eine Philosophie?

Nein - für mein Verständnis ist es das Prinzip aus der Natur der Spontanität herraus zu handeln. Sich in Akzeptanz, Verständnis und Ruhe zu üben.

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Wie seht Ihr das?
Was denkt ihr darüber?

lg,

Christian
Signatur von »Christian« “Wenn ich mit drei Menschen zusammen wandere, kann immer einer von ihnen mein Lehrer sein: Denn was ich Gutes an ihm erkenne, wähle ich für mich aus, und was ich an ihm nicht gut finde, das ändere ich.” Kung Fu Zi.

2

Montag, 7. Februar 2011, 09:13

Ich denke, dass es hier nach unserem "westlichen" Verständnis eher um das "intuitive Handeln" geht. Absichtslos hat in unserer Kultur eher den Beigeschmack von "ohne Verantwortung", was im Sprachgebrauch leicht nachvollziehbar ist, denn Rechtfertigungen wie "hab ich ja nicht mit Absicht gemacht" sind eher darauf ausgerichtet.

Das absichtlose Handeln, das hier gemeint ist, ist m.E. ein Hingeben auf innere Führung oder ein Loslassen von Kontrolle, ein Fließen im Fluß der Energie.

LG
Uschi
Signatur von »Lady Uschi« Wenn du dein eigenes Leuchten sehen kannst, bist du auch in der Lage, das wahre Wesen der Dunkelheit zu erkennen.



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3

Donnerstag, 10. Februar 2011, 22:32

Dieses Konzept ist mir schon vor über 10 Jahren zum ersten mal begegnet, und bis jetzt bin ich zu keinem abschließenden Verständnis gekommen - meine Perspektive hat sich immer wieder verändert und erweitert.

Die Übersetzung die ich am häufigsten gehört habe, ist das "Nicht-Handeln" oder "Nicht-tun".

Es hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun, sich in irgendetwas zu üben - auch wenn Übung dorthin führen kann.

Ich stelle es mir vor als den Zustand des völligen frei seins von meinen Wünschen, zu 100% klar aus meinem Selbst handeln können.

Das ist dann absichtsloses Handeln - Jede Absicht, jeder Wunsch bindet und richtet Energie, die von meinem eigentlichen Vohaben ablenkt. Jeder Überlegung, wie meine einmal gestartete Handlung ausgehen könnte, zieht Energie aus anderen Möglichkeiten ab, an die ich vielleicht nicht gedacht habe. Alles, was ich an Handlungen ausführe, wenn ich einer Energie erstmal eine bestimmte Richtung gegeben habe, stellt Blockaden in den Weg.

Aus der Kampfkunst kenne ich die Situation, daß ich eine Aktion starte, aber meinem Körper nicht die Freiheit lasse, sie komplett auszuführen. Z.B. könnte ich plötzlich sehen, daß es schief gehen könnte, und spanne die Muskeln an, um mich vor einem Sturz zu schützen. Das blockiert meine ursprüngliche Aktion, und das Ungewünschte tritt dadurch erst ein. Hätte ich gar nicht erst die Absicht gehabt, etwas gegen das Hinfallen zu tun, wäre ich nicht hingefallen.

In der Übungsleiter-Ausbildung vom Tai Ji wurde ein paar mal von "Ergebnisoffenheit" gesprochen.

Im Kung Fu habe ich von unserem chinesischen Trainer auch öfters mal die Anmerkung im Vorbeigehen gehört, daß im Westen das Nicht-Tun oft falsch verstanden wird und als Nichtstun intepretiert wird, wovon es aber weit entfernt sei.

Zitat von »Lady Uschi«

Ich denke, dass es hier nach unserem "westlichen" Verständnis eher um das "intuitive Handeln" geht.

Ich glaube, das kommt dem sehr nahe. Im Daodejing wird öfters erwähnt, daß der (je nach Übersetzung) tugendhafte/weise/unsterbliche wie der unbehauene Holzklotz sei.
Also einfach wild und kantig so wie gewachsen - aus sich selbst heraus.

4

Donnerstag, 31. März 2011, 23:04

Interessante Kontroverse. :)

Mir ist vor einigen Wochen ein Begriff begegnet, der hier hinein passen könnte. Radikale Akzeptanz.

viele Grüsse,

Christian.
Signatur von »Christian« “Wenn ich mit drei Menschen zusammen wandere, kann immer einer von ihnen mein Lehrer sein: Denn was ich Gutes an ihm erkenne, wähle ich für mich aus, und was ich an ihm nicht gut finde, das ändere ich.” Kung Fu Zi.

5

Freitag, 1. April 2011, 23:11

Wo siehst Du eine Kontroverse?

6

Sonntag, 3. April 2011, 22:11

:patsch:
Signatur von »Christian« “Wenn ich mit drei Menschen zusammen wandere, kann immer einer von ihnen mein Lehrer sein: Denn was ich Gutes an ihm erkenne, wähle ich für mich aus, und was ich an ihm nicht gut finde, das ändere ich.” Kung Fu Zi.

7

Mittwoch, 13. April 2011, 23:51

Das ist natürlich sehr kontrovers...

8

Samstag, 19. November 2011, 15:37

In einem der letzen Tai Chi-Seminare gab es interessante Demonstrationen des "absichtslosen Handelns" von dem Dozenten.

Eines der Beispiele war, einen Gegner nach vorne wegzustoßen. Mit der Absicht "Ich schiebe den weg" konnte man sich gegen ein Gegenüber, daß sich dagegen stemmte, nicht viel ausrichten.
DIe gleiche Person war jedoch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, wenn der Proband sich nicht gegen sie stellte, sondern sie einfach ignorierte. Die Absicht war einfach "Ich gehe vorwärts". Erst ohne die Absicht, den Gegener wegzudrücken, ließ sich die Absicht, den Gegner wegzudrücken, in die Tat umsetzen.

Wirkt ziemlich widersprüchlich, oder?

Ein anderes Beispiel ist das Öffnen einer Walnuss mit der bloßen Hand. Der Test geht folgendermaßen:

Auf einem flachen Stein liegt eine Walnuss. Nun ist die Aufgabe, weit nach oben auszuholen und diese dann mit einem Schlag der Handfläche, des Handballens oder des Handgelenks zu zerbrechen.

Versucht man es mit der Absicht, die Nuss zu zerschlagen, versagen die allermeisten, außer den abgehärtetesten Kampfsportlern. Entweder sie fürchten sich vor Verletzungen und bremsen den Schlag. Oder sie überwinden die Furcht und schlagen so fest zu, daß sie sich die Hand verletzen. Mit ein wenig Glück ist die Nuss kaputt, aber oft auch nicht. Und die Hand tut weh.

Was aber funktioniert: Einfach loslassen, einfach den ganzen Arm entspannen und fallen lassen. Nuss kaputt, und fast nie eine Verletzung.

9

Mittwoch, 1. Februar 2012, 01:37

Für mich definiert es sich mit "Tun was zu tun ist ! "

Ich erkenne in der Situation jeweils die Komponente um die es wirklich geht und mach mir keine Gedanken wie das jetzt von wem auch immer bewertet wird.

Ich wähle die Handlung die ich aus meinem innersten Wesen her als die richtige erkenne.

Ich hinterfrage nicht, ich bin.
Signatur von »Ywenor« Wer den Weg der Liebe geht, der findet heim !

10

Mittwoch, 3. August 2016, 23:35

Nein - für mein Verständnis ist es das Prinzip aus der Natur der Spontanität herraus zu handeln. Sich in Akzeptanz, Verständnis und Ruhe zu üben.

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Für mich ist es die Erkenntnis im Lebensfluss zu handeln.
Panta Rhei, alles fliesst.