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Mittwoch, 1. Februar 2012, 23:08

Der AK Altes Handwerk ..

.. schwelgt gerade...

Also genau genommen, schwelgt die Leiterin des AK Altes Handwerk, nämlich ich.
Endlich ist es so weit, dass ich zielgerichtet, sinnvoll und mit dem richtigen Material mit Lehm werkeln kann.

Beim Ausbau setzen wir derzeit sowohl fertige Lehm-Mischungen, als auch eigene "Erfindungen" auf unterschiedlichen Untergründen ein.
Wir verwenden Feinputz mit Flachsfasern, groben Putz mit Strohhäckseln und auch reinen Baulehm, den wir selbst mit Hanfhäckseln und/oder Korkschüttung als Zuschlagstoffe anmischen.

Verwendung finden bei uns vor allem Produkte der Firma Claytec (Dem Marktführer) und der Firma Eiwa.
Unsere Bezugsquelle ist ganz in unserer Nähe in der Gemeinde Bexbach, "Alchimea Naturbaustoffe". Ein Betrieb den ich aufgrund seiner Kompetenz und Freundlichkeit unbedingt empfehlen möchte.

Wir sind jetzt also in der Ausprobierphase. Wer Fragen zur Verarbeitung hat, das eine oder andere habe ich schon raus und kann sicher weiterhelfen. Langzeiterfahrung liegt noch nicht vor, das kommt dann noch ;-)

Birgit
Signatur von »Lady.Birgit«
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Dienstag, 21. Februar 2012, 19:33

Lehmbau und Lehmputz

Lehm wurde früher bei einfachen Gebäuden und wegen der leichten und kostengünstigen Verfügbarkeit verwendet, es haftete Lehm aber immer der Ruch des "Arme Leute Baustoffes" an, der von Beton und mineralischen Putzen schließlich fast vollständig verdrängt wurde.
Inzwischen ist Lehm neu entdeckt - als Retter bei schlechtem Raumklima, als Entgiftungsmittel für die Raumluft, als Feuchtigkeitsregulator und als Baustoff allgemein für alle, die auf ökologisches Bauen wert legen - und es sich leisten können.
Denn leider ist das mit der billigen Verfügbarkeit seit der Schließung vieler Lehmgruben vorbei.
Hier bei uns im Nahbereich gab es früher einige Lehmgruben, doch keine davon wird mehr betrieben, so dass wir uns Lehm aus dem Handel besorgen mussten.
Einer der Hauptimpulse Lehm wieder Salonfähig zu machen kam aus Japan. In Japan hat der Lehmputz eine jahrhundertealte Tradition. Die Oberflächengestaltungen von Lehmwänden haben einen hohen Stellenwert und repräsentieren die Einheit von menschlicher Wohnstätte und Natur.

Lehmputze binden sehr viel Luftfeuchtigkeit, ebenso wie Gerüche. Die Moleküle lagern sich an den Oberflächen der Tonmineralien ab. Wird die Feuchtigkeit langsam wieder abgegeben, haben sich Gerüche beispielsweise schon neutralisiert. Somit werden also Feuchtigkeitsschwankungen gedämpft und die Raumluft frisch gehalten.
Lehm ist auch in der Verarbeitung völlig unschädlich für die Haut und kann bedenkenlos "verkleckert" werden - ein Umstand, der mir bei meinem ersten Deckenverputz richtig viel Spaß gemacht hat, weil was nach unten in den Mund kleckert ;-) muss nur ausgespuckt werden.
Lehmputze sind ausserdem Low-Energy-Baustoffe, weil Ressourcenschonend. Es entsteht im Grunde auch kein Baustellenabfall, denn alles Verkleckerte, Eingetrocknete, kann wieder aufgeschlämmt und weiterverarbeitet oder einfach in den Gartenborden gegeben werden - denn Lehm ist naturbelassene Erde.

Lehm eignet sich für jeden Wohnraum, in Küchen und Bädern überall dort, wo er nicht direkt Spritzwasser ausgesetzt ist. Im Stampflehm-Verfahren können übrigens ganze Wände erstellt werden, die mit verschieden eingefärbten Schichten schließlich schöner als jede Design-Wand werden. Die Bildersuche von Google liefert zum Thema Stampflehm eine Menge wunderschönder Beispiele.
Lehmputze gibt es in verschiedensten Zusammensetzungen und sie werden sowohl feucht, als auch als Trockenpulver gehandelt. Trockenpulver hat sich bei uns bewährt, da ein normaler PKW-Kombi gar nicht über die Ladekapazität für die sogenannten "Big-Bags" mit erdfeuchtem Lehm verfügen.
Lehmputz unterscheiden sich durch ihre verschiedenen, der Verwendung angepassten, Zuschlagstoffe. Meist Sand, Farbpigmente nach Wunsch und Strohhäcksel oder Flachsfasern. Wir haben Stroh-Lehm Unterputz und Flachs-Lehm-Oberputz verwendet, die bereits fertig angemischt waren. Mit wachsender Erfahrung läßt sich da sicherlich auch selber mischen.
Die Verarbeitung ist ungemein einfach. Ebenso wie mineralischer Putz im Eimer mit Bohrquirl und Wasser angerührt zu einer sahnig-cremigen Konsistenz wird er mit Traufel und Kelle glatt an die Wand angestrichen. Besonders der Deckenverputz mit Oberputz auf einer speziellen Lehmgrundierung wurde von alle Beteiligten als deutlicher einfach empfunden, als alle bisher von uns ausprobierten Deckenverputze. Der Auftrag an der extrem unebenen Buntsandsteinwand erfolgte einfach mit den Händen, anklatschen, verstreichen, fertig - und beim Anrühren darauf achten lauwarmes Wasser zu verwenden, das ist an den Händen nicht so kalt.
Die Trocknungszeiten entsprachen unseren Erwartungen, innerhalb weniger Tage war auch dick aufgetragener Wandputz durchgetrocknet.

Bisher haben wir Lehmputz auf folgenden Untergründen verarbeitet:
Rohe Ziegelmauer - Haftung hervorragend ohne Vorbehandlung
Buntsandsteinmauer - Haftung hervorragend bei vorheriger guter Durchnässung der Wand
Bimshohlblocksteine - Haftung hervorragend bei leichter Befeuchtung kurz vor der Bearbeitung
Gipskarton-Platten grün - Vorbehandlung mit Lehmhaftgrund, Feiner Oberputz 2-3mm, Haftung hervorragend
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Dienstag, 21. Februar 2012, 19:43

Das Verarbeiten von Lehm mit der Hand .. das ist ohnehin etwas Besonderes an diesem Werkstoff.
Nach längerem Herumprobieren mit Aussenkanten (was ich bei normalem Verputzen auch schon nicht leiden kann) kam ich auf die Idee einfach einen Klumpen elastischen Lehm in die Hand zu nehmen und mit diesem die Aussenkante glatt zu streichen. Und siehe da, schon war die Außenkante fertig verputzt und optisch weich auch an den Werkstoff angepasst.

Unperfektheiten in der Oberflächenglättung, wie sie bei mineralischem Feinputz Jedem ins Auge stechen, sehen mit Lehm einfach nur natürlich aus. Wer also Verputzen einmal ausprobiert hat und frustriert davon war, die Wand oder Decke einfach nicht professionell glatt zu bekommen - der ist bei Lehm auch richtig.

In der Experimentierphase befindet sich derzeit noch unser Bodenaufbau mit Lehm. Verarbeitet haben wir bisher eine Grundschicht aus Lehm und Strohhäcksel auf der nun frisch eine Mischung aus Lehm und Korkschrot aufgetragen wurde. Die erste Trocknung der Korkschicht hat erwartungsgemäß einige Risse gezeigt, die im nächsten Arbeitsschritt mit Lehm verfüllt werden und die gesamte Oberfläche mit recht flüssigem Lehm nachgeglättet.

Ergebnisse und Erfahrungen berichte ich hier weiter.
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Mittwoch, 7. März 2012, 21:49

Das Auffüllen hat hervorragend geklappt, beim Trocknen sind keine neuen Risse aufgetreten.
Wir haben jetzt eine nicht ganz glatte Lehmschicht auf der es sich barfuß ungefähr so angenehm laufen läßt wie auf federndem Waldboden.

Der gesamte Bodenaufbau ist jetzt etwa 12cm dick und wirkt regelrecht warm, obwohl auch er ja nur die Umgebungstemperatur haben kann.
Als nächster Schritt wird noch grob und fein geschliffen um die Oberfläche zu glätten, dann müssen wir noch ein wenig das Durchtrocknen abwarten .. und dann kommt Leinöl als Versiegelung obenauf.
Ich bin schon sehr gespannt, wie widerstandsfähig - auch gegen Nässe - die fertige Oberfläche dann sein wird.
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Samstag, 24. März 2012, 10:12

Ich konnte den Kalk Kasein Beitrag nicht finden. Ich glaube der war noch im alten Forum.
Trotzdem eine Frage dazu. In Zimmerecken oder an Fensterecken, die im Winter etwas ausserhalb des Belüftungsstroms sind,
kommt es vor, daß etwas Schimmel entsteht.
Schimmel entsteht gemäß meiner Erfahrung aufgrund der Tapeten, die als Nahrungsgrundlage bestens geeignet sind.

Nützt es etwas, Kalk-Kasein auf die betroffenen Stellen zu streichen? Am liebsten natürlich auf die Tapete?
Gibt es Erfahrungswerte?
Signatur von »earth1« "Life doesn't happen to you, it happens for you."

6

Samstag, 24. März 2012, 14:26

Wenn der Schimmel schon vorhanden ist wird wahrscheinlich nur ein Entfernen der Tapete helfen - zumal sie ja dann auch schon nicht mehr wirklich gut aus.
Noch nicht getestet aber mit Aussicht auf Erfolg:
Tapete ablösen, Wand darunter mit Isopropylalkohol ordentlich abwaschen. Trocknen lassen, Kasein drauf, trocknen lassen.
Anschließend Tapete wieder ankleistern.

Ist die Tapete weiß und nicht befallen, dann einfach Kasein drüber. Ist sie nicht weiß, müsste ein wässriger Anstrich aus Weißkalkwasser es auch tun.

Birgit
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Freitag, 3. Juli 2015, 19:37

Rezept:

10 Liter Wasser auf 4 kg Weißkalkhydrat (CL 90) mindestens mehrere Tage einsumpfen lassen. Kann auch Wochen oder Monate sumpfen.

2:1 Das fertige Zeug mit Magerquark, 1 Ei und 509 ml Distelöl mischen

Für schöneres "leuchtendes" weiß mit Marmormehl mischen
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