Lehmbau und Lehmputz
Lehm wurde früher bei einfachen Gebäuden und wegen der leichten und kostengünstigen Verfügbarkeit verwendet, es haftete Lehm aber immer der Ruch des "Arme Leute Baustoffes" an, der von Beton und mineralischen Putzen schließlich fast vollständig verdrängt wurde.
Inzwischen ist Lehm neu entdeckt - als Retter bei schlechtem Raumklima, als Entgiftungsmittel für die Raumluft, als Feuchtigkeitsregulator und als Baustoff allgemein für alle, die auf ökologisches Bauen wert legen - und es sich leisten können.
Denn leider ist das mit der billigen Verfügbarkeit seit der Schließung vieler Lehmgruben vorbei.
Hier bei uns im Nahbereich gab es früher einige Lehmgruben, doch keine davon wird mehr betrieben, so dass wir uns Lehm aus dem Handel besorgen mussten.
Einer der Hauptimpulse Lehm wieder Salonfähig zu machen kam aus Japan. In Japan hat der Lehmputz eine jahrhundertealte Tradition. Die Oberflächengestaltungen von Lehmwänden haben einen hohen Stellenwert und repräsentieren die Einheit von menschlicher Wohnstätte und Natur.
Lehmputze binden sehr viel Luftfeuchtigkeit, ebenso wie Gerüche. Die Moleküle lagern sich an den Oberflächen der Tonmineralien ab. Wird die Feuchtigkeit langsam wieder abgegeben, haben sich Gerüche beispielsweise schon neutralisiert. Somit werden also Feuchtigkeitsschwankungen gedämpft und die Raumluft frisch gehalten.
Lehm ist auch in der Verarbeitung völlig unschädlich für die Haut und kann bedenkenlos "verkleckert" werden - ein Umstand, der mir bei meinem ersten Deckenverputz richtig viel Spaß gemacht hat, weil was nach unten in den Mund kleckert ;-) muss nur ausgespuckt werden.
Lehmputze sind ausserdem Low-Energy-Baustoffe, weil Ressourcenschonend. Es entsteht im Grunde auch kein Baustellenabfall, denn alles Verkleckerte, Eingetrocknete, kann wieder aufgeschlämmt und weiterverarbeitet oder einfach in den Gartenborden gegeben werden - denn Lehm ist naturbelassene Erde.
Lehm eignet sich für jeden Wohnraum, in Küchen und Bädern überall dort, wo er nicht direkt Spritzwasser ausgesetzt ist. Im Stampflehm-Verfahren können übrigens ganze Wände erstellt werden, die mit verschieden eingefärbten Schichten schließlich schöner als jede Design-Wand werden. Die Bildersuche von Google liefert zum Thema Stampflehm eine Menge wunderschönder Beispiele.
Lehmputze gibt es in verschiedensten Zusammensetzungen und sie werden sowohl feucht, als auch als Trockenpulver gehandelt. Trockenpulver hat sich bei uns bewährt, da ein normaler PKW-Kombi gar nicht über die Ladekapazität für die sogenannten "Big-Bags" mit erdfeuchtem Lehm verfügen.
Lehmputz unterscheiden sich durch ihre verschiedenen, der Verwendung angepassten, Zuschlagstoffe. Meist Sand, Farbpigmente nach Wunsch und Strohhäcksel oder Flachsfasern. Wir haben Stroh-Lehm Unterputz und Flachs-Lehm-Oberputz verwendet, die bereits fertig angemischt waren. Mit wachsender Erfahrung läßt sich da sicherlich auch selber mischen.
Die Verarbeitung ist ungemein einfach. Ebenso wie mineralischer Putz im Eimer mit Bohrquirl und Wasser angerührt zu einer sahnig-cremigen Konsistenz wird er mit Traufel und Kelle glatt an die Wand angestrichen. Besonders der Deckenverputz mit Oberputz auf einer speziellen Lehmgrundierung wurde von alle Beteiligten als deutlicher einfach empfunden, als alle bisher von uns ausprobierten Deckenverputze. Der Auftrag an der extrem unebenen Buntsandsteinwand erfolgte einfach mit den Händen, anklatschen, verstreichen, fertig - und beim Anrühren darauf achten lauwarmes Wasser zu verwenden, das ist an den Händen nicht so kalt.
Die Trocknungszeiten entsprachen unseren Erwartungen, innerhalb weniger Tage war auch dick aufgetragener Wandputz durchgetrocknet.
Bisher haben wir Lehmputz auf folgenden Untergründen verarbeitet:
Rohe Ziegelmauer - Haftung hervorragend ohne Vorbehandlung
Buntsandsteinmauer - Haftung hervorragend bei vorheriger guter Durchnässung der Wand
Bimshohlblocksteine - Haftung hervorragend bei leichter Befeuchtung kurz vor der Bearbeitung
Gipskarton-Platten grün - Vorbehandlung mit Lehmhaftgrund, Feiner Oberputz 2-3mm, Haftung hervorragend