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Dienstag, 4. Januar 2011, 22:31

Borderline

Zitat von »"Idhun"«

Meine eigenen Worte:

Eine Borderline-Störung ist eine Erkrankung, bei der man davon ausgeht, dass der Betroffene entweder missbraucht / misshandelt, die "Ich-Kurve" in seiner Prägephase (erste drei Lebensjahre) nicht gekriegt hat oder durch eine genetische Disposition zu Depressionserkrankungen diese Persönlichkeitsstörung entwickelt hat. Eine halbwegs sichere Diagnose kann erst dann gestellt werden, wenn der Betroffene die Pubertät durchlebt hat. Also - Kinder mit Borderline gibt es nicht.

Borderline heisst sie deshalb, weil die Diagnose nicht eindeutig einer der klar abgegrenzten psychischen Erkrankung zugeordnet werden kann, sondern viele verschiedene Faktoren im Feld zwischen Neurose und Psychose beinhalten kann. Im Gegensatz zu den fest umrissenen psychischen Erkrankungen kommt zu deren Facetten (in unterschiedlich hoher Ausprägung) noch die Persönlichkeit des Betroffenen, die ihr Denken und Handeln nicht über sich selbst definiert, sondern seine Umwelt spiegelt und sozusagen deren Verhaltensweisen imitiert. Da sich der Borderliner über ein "Wir" definiert und sein Ich nicht kennt, leidet er in der Regel unter krankhafter Verlustangst.

Dadurch, dass so viele verschiedene Facetten psychischer Störungen in unterschiedlich großen Anteilen vorhanden sein können, gleicht kein Borderliner wirklich dem anderen. Deshalb bleibt dieser Begriff immer noch ein wenig schwammig.

Wie wir in einer Angehörigengruppe herausgefunden haben, gibt es aber "Eckdaten", die bei dem Verdacht auf eine psychische Störung Borderline als naheliegend erkennen lassen:

und/oder-Kriterien - selbst erarbeitet:

- Starke Stimmungsschwankungen
- unmotivierte und unangemessene Wutausbrüche
- exzessives Sexleben
- häufige Partnerwechsel
- extremes Aufwerten und Abwerten von nahestehenden Personen
- Meinugsänderungen von heute auf morgen
- Beziehungsunfähigkeit
- soziale und lebenstechnische Inkompetenz
- selbstschädigendes Verhalten sowohl auf körperlicher als auch auf sozio- ökonomischer Ebene
- notorisches Lügen, das vom Betroffenen als Wahrheit empfunden wird
- die Fähigkeit, immer wieder einen "Wirt" zu finden
- häufige Suiziddrohungen bis hin zum Versuch oder Vollzug

Je nach Schwere der Erkrankung können sich aus diesen einzelnen Bereichen auch teilweise heftige Psychosen entwickeln.

Diese Aufzählung hört sich vielleicht schlimm an in ihrer Komprimierung. Fakt ist aber, dass man, wenn man einen Borderliner kennenlernt, man eine schillernde Person vorfindet, die in den meisten Fällen hochintelligent, rhetorisch perfekt und sehr sensibel und empathisch ist. Erst im längeren Kontakt mit dem Erkrankten erkennt man die oben genannten Strukturen.

Meine Ausführungen sind das, was ich darüber gelernt habe und was meinen persönlichen Erfahrungen entspricht.

Wissenschaftliche Links:

Medicine Worldwide

ICD-10 (Internationale Klassifizierungskriterien), Kapitel V, F60-69

Es gibt nach der ICD-10 eine Klassifizierungsmethode, wonach 5 von 8 positiv beantworteten Kriterien die hohe Wahrscheinlichkeit einer Borderline-Störung anzeigen.
Diese Klassifizierung sollte NUR von einem Facharzt der Psychiatrie durchgeführt werden! Meine Erfahrung: z.B. viele Menschen neigen dazu, ihren Partner sozusagen in die "Schublade" Borderline zu stecken, ohne alle dafür notwendigen Diagnosekriterien überhaupt zu kennen. So wird leicht aus "menschlichen Macken" eine Krankheit gestrickt. Manche Angehörige vermeintlicher Borderliner sind da leider ziemlich herbe drauf und nutzen diese Möglichkeit für ein ebenfalls unadäquates Verhalten dem Partner gegenüber. Ein sehr heisses Eisen!

Idhun