Carl Gustav Jung 1875 - 1961
Sehr oft ist es so, dass revolutionäre Denker und Erfinder während ihrer Lebzeiten verkannt werden. Oft wird der Wert ihrer Ideen für unsere Gesellschaft erst Jahrzehnte nach ihrem Tod erkannt. Doch in einigen Fällen ist es umgekehrt. Es kann passieren, dass eine Gesellschaft sich so sehr nach neuen Antworten sehnt, einen Umbruch oder vielleicht auch nur eine Ablenkung möchte, dass ein Visionär zu Lebzeiten hohe Prominenz erlangt, aber nach seinem Tode in der Vergessenheit verschwindet. Und das, obwohl er möglicherweise der Kultur einen bleibenden Stempel aufdrücken konnte.
Eine solche Person ist Carl Gustav Jung. Wenn wir heute von introvertiert oder extrovertiert sprechen, wenn es in der Lebensgestaltung um die inzwischen fast schon abgedroschen klingende Selbstverwirklichung geht, dann ist das der Verdienst von C.G. Jung.
Als der 1875 geborene Pfarrerssohn über eine akademische Karriere nachdachte, fasste er zuerst den Entschluss, Archäologie zu studieren. Vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen entschloss er sich jedoch zu einem Studium der Medizin. In dieser Zeit steckte die Psychologie noch in den Kinderschuhen und litt unter Medizinern an einem sehr schlechten Ruf. Doch als Jung ein Buch über diese noch frische Disziplin in die Hände fiel, war er fasziniert, und wusste, dass die Psychologie sein weg sein würde.
Doch was ist nun so besonders an seiner Arbeit? Während seines langen Lebens entwickelte Jung psychologische Konzepte, die damals wie heute der modernen mechanistischen Denkweise entgegenstehen. Für Jung waren psychische Vorgänge nicht nur reine biochemische Vorgänge, wie uns die heutige Psychiatrie glauben machen will. Auch wenn er in weiser Voraussicht keine Aussage über die Natur der Psyche an sich machte, so verstand er ihre Funktionsweise wie kein anderer.
Er erkannte, dass der Mensch in einem Spannungsfeld zwischen der Außenwelt und der inneren Welt seines Unbewussten lebt. Im Gegensatz zu Freud glaubte er jedoch nicht, dass das Unbewusste ausschließlich aus verdrängten Persönlichkeitsanteilen besteht, und führte auch nicht alle unbewussten Motivationen auf den Sexualtrieb zurück. Jung fand heraus, dass das Unbewusste außer verdrängtem Material auch alle noch nicht entwickelten Eigenschaften des Menschen enthält, und sogar einen kollektiven Anteil hat. In jedem Menschen sind, nicht konkret, sondern nur als potentielle Form – Jung vergleicht das mit dem Bauschema eines Kristallgitters – archetypische Strukturen enthalten. Diese sind am leichtesten anhand von mythologischen Motiven illustrieren.
Überall auf der Welt, in allen Kulturen, sind mythologische Gestalten in ihren Rollen zum verwechseln ähnlich. Es gibt Helden, Trickster, Muttergöttinen, Himmelsväter, Unterweltfahrten, etc... Nach Jung sind all diese Ausdrucksformen der Archetypen. Universeller Konzepte, die unser psychisches Leben bestimmen.
Wenn wir in Kontakt und Austausch mit unserem Unbewussten treten, den inneren Dialog eröffnen und unseren Traumbildern bedeutung zumessen, beginnt in uns ein Prozess, den Jung Individuation nannte. Dieser Prozess führt uns zu unserem wahren Selbst, und lässt zu, dass wir als die einzigartige Person wirken, die zu sein wir berufen sind.
Wesentlich mehr könnte zu Jungs umfassenden Betrachtungen des menschlichen Lebens geschrieben werden – es gibt kaum Lebensbereiche über die er nicht geschrieben hat – doch genug für heute. Da Bilder mehr sagen als tausend Worte, hier noch ein Link, der einige seiner Gemälde zeigt:
http://www.jungiantherapy.com/red-book.shtml