Ich denke schon, dass Wahrnehmung Ansichtssache ist. Was für den einen bestimmend ist, ist für den anderen einfach nicht existent. Wir sehen das immer wieder , wenn unterschiedliche Weltanschauungen aufeinander treffen. Es geht noch weiter - einer mag vielleicht Geister sehen, für einen anderen sind Geister nicht wahr. Der sieht sie dann nicht, selbst wenn sie sich noch so sehr auf den Kopf stellen.
Interessant wird es dann, wenn fremde Wahrnehmungen mit Gewalt eindringen. Wenn jemand mit seinem Auto aus der Kurve fliegt, weil er seine mangelnde Fähigkeit nicht wahrnehmen will. Oder wenn besagter Geist keinen Kopfstand macht, sondern Steine wirft. Was dann? Wieso wird jemand von etwas betroffen, was für ihn einfach nicht wahr ist? Denn genauso oft hilft das Ausblenden von Dingen auch dabei, sie abzuwehren. Krankheiten, Schmerzen, Energetische Belastungen... manchmal werden sie durch das Ausblenden schlimmer.
Vertrackte Sache...
Was meine eigene Wahrnehmung angeht, so wirke ich einem Rückgang der Wahrnehmung entgegen, so oft ich kann, und ich möchte meine Wahrnehmung auch erweitern. Ich habe aber festgestellt, dass es da einen riesigen Unterschied zwischen Biedershausen und dem Rest der Welt gibt. Wenn ich mit richtig offener Wahrnehmung mehrere Tage im städtischen unterwegs bin, an der Uni viele Termine, dann ins überfüllte Einkaufszentrum, dann noch mal Auto fahren zu den Eltern, etc... bin ich irgendwann richtig gestresst, und ich reduziere meine Wahrnehmung ungewollt. Ich muss sie dann bewusst wieder aktivieren.
Ist die Wahrnehmung auf einem niedrigeren Level, ist die Existenz in der Stadt weniger anstrengend. (Und manchmal erst auszuhalten) Dann stellt sich aber, wie Du schon sagst, nach einiger Zeit das Gefühl ein, vom Erleben meiner Selbst abgeschnitten zu sein. Es ist weniger Energie da, weniger Kreativität, flachere Emotion. Ich habe noch keine Universallösung dafür gefunden - auf der einen Seite möchte ich wach sein, auf der anderen ist es aber manchmal wirklich zu anstrengend, dann unter Menschen und in stark technisierten Umgebungen zu sein.
Ausprobiert, jeden Tag in meiner Umgebung etwas neues zu entdecken habe ich noch nicht - klingt auf jeden Fall interessant.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Wahrnehmung um so weiter wird, je mehr ich bei meinem Selbst bin, je mehr ich in meinen Aufgaben bin und je weniger ich gegen meine eigene innere Stimme handeln muss. Auch beim Sport verbessert sie sich. Nach dem Trainieren ist alles heller, alle Geräusche haben mehr Details, die Musik die eben noch ok war ist plötzlich zu laut.
Spezielle Übungen für die Wahrnehmung kenne ich wenige, hauptsächlich aus der Kampfkunst - Dabei ertastet man die Bewegung des Partners oder versucht ihr energetisch zu folgen. Z.B. schließt man die Augen und hält die Handfläche in etwa 10 cm Abstand von der des Partners. Dieser bewegt dann seine Hand und man folgt ihr ohne die Augen zu öffnen.