Carl Gustav Jung entwickelte eine Theorie von psychologischen Archetypen. Diese Archetypen sind Konzepte, die in der Psyche jedes Menschen auftauchen können, ganz gleich, zu welcher Kultur dieser gehört. Jung studierte auch die Religionen verschiedenster Völker und fand immer wieder die gleichen Grundkonzepte.
Im 19. Jahrhundert gab es die künstlerische Strömung des Symbolismus. (Ich hoffe, das nennt man im Deutschen auch so... Ich kenne meistens nur die Begriffe der Anglisten...
) Die Dichter des Symbolismus versuchten in ihrer Kunst universelle Symbolsprache zu finden - für sie ließ sich jede Wahrheit in zeitlosen Symbolen kommunizieren, und die Kunst sollte diese hervorbringen. Diese Künstler wendeten sich auch stark gegen eine materialistische Weltsicht - sie waren in dieser Hinsicht Nachfolger der Romantik.
Während meiner letzten Seminararbeit habe ich Jungsche Psychologie auf ein Werk von W.B. Yeats', der sich selbst auch als Anhänger des Symbolismus verstand, angewandt. Und siehe da, es hat überraschend gut funktioniert - die jungschen Beschreibungen der archetypischen Symbole fanden sich größtenteils in Yeats' Darstellung der menschlichen Entwicklung wieder.
Das ganze hat mich sehr beeindruckt. Wie kann das sein? Berufen sich einfach alle unbewusst auf die gleichen Quellen? Gibt es eine höhere Wahrheit, die sich, wenn sie sich durch uns ausdrückt, immer gleich ausdrückt? Oder sind wir vielleicht einfach genetisch so geschaffen, dass wir gewisse Basissymbole immer automatisch entwickeln - sozusagen aufgrund des "Gehirn-Blueprints"?
Warum, wenn wir alle Individuuen sind, stellen sich sich diese Dinge nicht auch völlig individuell dar, anstatt nur in Details abzuweichen?