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Dienstag, 4. Januar 2011, 22:20

Pest

Zitat von »"Lady Birgit"«

Ein grober Überblick über die Geschichte der Pest

Im Alten Testament der Bibel wird die Beulenplage als sechste von zehn Plagen geschildert, mit denen Gott sich Anerkennung durch den Pharao verschaffen wollte: „Er wird (...) an Mensch und Vieh Geschwüre mit aufplatzenden Blasen hervorrufen, in ganz Ägypten." (Ex. 9,9). Als Jahrhunderte später die Philister sich der Bundeslade des Volkes Israel bemächtigt hatten, bestrafte Gott der Herr den Frevel der Philister mit der gefürchteten Pest.

Im Sommer 1347 gelangte die Pest von Zentralasien her nach Konstantinopel.Von dort wurde sie über Schiffe in die Hafenstädte des Mittelmeeres gebracht.Von diesen Städten ausgehend verbreitete sich die Seuche durch ganz Europa
Für diesen Seuchenzug in der Mitte des 14. Jahrhunderts hat sich seit dem 17. Jahrhundert die Bezeichnung „Schwarzer Tod" durchgesetzt. Die Zeitgenossen sprachen von „magna mortalitas", dem „Großen Sterben". Die globale Schätzung der Todesopfer dieser Welle (ca.30 % der Bevölkerung) würde bedeuten, daß der Schwarze Tod etwa 18 Millionen Menschenleben forderte.

Im Mai 1720 kam die Pest zum letzten Mal nach Europa. Angeblich eingeschleppt von einem Schiff, bei dessen Abfertigung die Quarantänebestimmungen nicht korrekt angewandt wurden, verbreitete sich die Krankheit von 172o bis 1722 über Marseille und die Provence. Diese Epidemie blieb auf den Süden Frankreichs beschränkt.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts begann, wohl ebenfalls von Zentralasien ausgehend, die dritte Pestpandemie. Die Krankheit verbreitete sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts über Südchina, wo sie 1894 Hongkong erreichte.

Dort entdeckte im Juni 1894 Alexandre Yersin, ein Mitarbeiter des Institut Pasteur in Paris, im Eiter von Bubonen das Pestbakterium, das heute nach ihm „Yersinia pestis" genannt wird. Mit dem Bericht Yersins in den Annales de l`Institut Pasteur begann eine neue Epoche der Erforschung dieser Krankheit, wobei wichtige Entdeckungen während der Epidemien in Indien und der Mandschurei gemacht wurden, eine Epoche, die bis heute nicht zu Ende ist.


Medizin

Pest ist in erster Linie eine Erkrankung der Nagetiere (Ratten). Die Erreger werden von Nagetier zu Nagetier übertragen, können aber auch auf Menschen übergehen (Zoonose= eine Krankheit der Tiere, die auf Menschen übertragbar ist)
Man unterscheidet vier Erscheinungsformen der Pest: Beulenpest auch Bubonenpest genannt (lat. bubo „Beule“), Pestsepsis, Lungenpest sowie die abortive Pest.

Übertragung
Die Erreger können durch Rattenflöhe auf den Menschen übertragen werden. Nach dem Stich dringen die Erreger zu den regionalen Lymphknoten vor und rufen dort eine Entzündung hervor.
Die Ansteckung kann ebenfalls über die Atemwege erfolgen, durch Kontakt mit Erkrankten Tieren, das Einatmen von Insektenkot oder der Erreger selbst.
Lungenpest wird durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen.
Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch) beträgt bei der Beulenpest 2-5 Tage, bei der Lungenpest 1-2 Tage.

Vorkommen
Außer in Europa und Australien gibt es noch in fast allen Erdteilen Pest-Herde.

Krankheitsverlauf
Beulenpest: Es kommt zu einem plötzlichen Krankheitsbeginn mit Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfällen. An der Eintrittspforte, dem Stich des Rattenflohs ist meist keine Reaktion zu sehen. Die Lymphknoten um den Stich entzünden sich, werden sehr schmerzhaft und können bis zu Faustgröße anschwellen. In diesem Stadium kann die Krankheit ausheilen, oder es kommt zur Lungenpest oder Pestsepsis als Folge.
Lungenpest:
Kann als Folge der Beulenpest oder als direkte Infektion über die sogenannte Tröpfcheninfektion entstehen. Der Beginn weist heftige Symptome auf: Lungenentzündung, Atemnot, Husten, Lungenödem, Herz- Kreislaufversagen. Unbehandelt verläuft die Lungenpest fast immer tödlich.
Pestsepsis:
Als Komplikation einer Beulen- oder Lungenpest. Die Pestsepsis entsteht durch Eintritt der Bakterien von ihrem Vermehrungsort in die Blutbahn. Die Erreger im Blut verteilen sich mit dem Blutstrom im gesamten Körper. Sie führt innerhalb weniger Tage zum Tod.
Abortive Pest:
Die abortive Pest ist die harmloseste Variante der Pest. Sie äußert sich meist nur in leichtem Fieber und leichter Schwellung der Lymphdrüsen. Nach überstandener Infektion wurden Antikörper gebildet, die eine lang anhaltende Immunität gegen alle Formen der Krankheit gewährleiste

Diagnose und Therapie
Die Diagnose erfolgt über den Nachweis der Erreger im Blut, im Sekret der Beulen oder bei der Lungenpest im Auswurf. Antikörper lassen sich ab dem zehnten Krankheitstag nachweisen.

Behandelt wird die Pest heutzutage mit Antibiotika, und bei frühzeitiger Erkennung bestehen gute Chancen auf Heilung.
Darüberhinaus stehen Schutzimpfungen zur Verfügung, die aber eine Immunität lediglich für drei bis sechs Monate gewähren und dies auch nur bei der Beulenpest, nicht aber bei der Lungenpest. Diese Impfungen sind schlecht verträglich und werden nur für ausgesprochene Riskogruppen empfohlen.
Weitere Maßnahmen, um eine Pestepidemie einzudämmen, sind verbesserte Hygiene, Bekämpfung der Ratten und die Verhinderung des Transports von Ratten auf Schiffen. Da nach dem Tod der Ratten die Flöhe ihren Wirt wechseln, müssen die Menschen mit Insektiziden vor den Flöhen geschützt werden.

Meldepflicht
Die Pest gehört neben dem hämorrhagischen Fieber (Ebola, Lassa u.A.) in Deutschland zu den zwei Quarantäne-Krankheiten nach § 30 Infektionsschutzgesetz. Derart erkrankte Patienten müssen in speziellen Infektionsabteilungen abgeschirmt werden.
Ein Hinweis auf die Pest, die Erkrankung an oder der Tod durch Pest müssen in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz auch bei Verdacht namentlich gemeldet werden.

Der Pesterreger als biologische Waffe

Der Pesterreger wird von der Weltgesundheitsorganisation zu den zwölf gefährlichen biologischen Kampfstoffen gezählt. Zu diesem sogenannten schmutzigen Dutzend gehören neben dem Erreger der Pest auch die des Milzbrands und der Tularämie sowie Pocken-, Ebola- und Marburg-Viren.

Der erste historisch belegte Einsatz der Pest als biologische Waffe fand 1346 in der genuesischen Hafenstadt Kaffa statt, als der Tartarenführer Khan Djam Bek Pestleichen über die Mauern der Stadt werfen ließ und die Belagerten vor der Pest nach Italien flüchteten.

Zur Zeit des Kalten Krieges beschäftigten sich russische Wissenschaftler mit dem Einsatz von Pesterregern als biologische Waffe. Wie der ehemalige russische Forscher für biologische Waffen Ken Alibek berichtete, gelang es Russland Ende der 1980er Jahre, die Pest in eine sprühbare Form zu bringen und gegen Antibiotika resistent zu machen.